• Fotoshooting, Fotografie Photografie, HDR-Fotografie, Makrofotografie

Unter der Belichtungszeit (auch „Verschlusszeit“ genannt) versteht man die Zeit, in welcher der Bildsensor Licht aufnimmt. Bei „längeren“ Belichtungszeiten steigt auch das Risiko, dass das Bild „verwackelt“ wird, wenn „aus der Hand“, also ohne Stativ, fotografiert wird.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich „verwacklungsfreie“ Bilder höchstens noch bei einer Verschlusszeit von 1/100 bei aktiviertem Bildstabilisator „aus der Hand“ machen kann. Bei einer besonders „ruhigen Hand“ sind auch längere Belichtungszeiten „frei Hand“ möglich. Belichtungen, welche eine kürzere Belichtungszeit haben sind Glückssache.

Kurze Belichtungszeit:

Je kürzer die Belichtungszeit eingestellt ist, desto besser lässt sich „der Moment einfrieren“. Bei kurzer Belichtungszeit lassen sich so z.B. Wassertropfen im Flug fotografieren, ohne dass diese „verwischt“ bzw. „unscharf“ aussehen. Bei der „Actionfotografie“ im Allgemeinen (Sport, Konzerte, …) werden eigentlich immer kurze Verschlusszeiten gewählt.

Im Umkehrschluss bedeutet eine kurze bis sehr kurze Verschlusszeit aber auch, dass das Bild „dunkler“ wird. Da gerade bei der Sportfotografie nicht auf kurze Verschlusszeiten verzichtet werden kann, muss im Gegenzug eine größere Blende gewählt werden (später mehr dazu) oder der ISO Wert erhöht werden, um genügend Bildhelligkeit zu erhalten. Dies kann allerdings zu einer Verschlechterung der Bildqualität führen.

Beispielbilder kurze Verschlusszeit

Bild links: f/1,8 | 1/1600 Sek. | ISO 400 | 50m
Bild rechts: f/5 | 1/1250 Sek. | ISO 1600 | 135m

Bei beiden Bildern wurde durch eine kurze Verschlusszeit eine schnelle Bewegung „eingefroren“. Beim „Lacrosse-Bild“ ist aber aufgrund des hohen ISO Werts bereits eine Verschlechterung der Bildqualität zu bemerken. Beim „Kaffee-Bild“ wurde mit zusätzlicher Beleuchtung gearbeitet.
Anmerkung: Die Person auf dem „Lacrosse-Bild“ wurde aufgrund von Persönlichkeitsrechten unkenntlich gemacht.

Lange Belichtungszeit:

Je länger die Belichtungszeit, desto mehr Licht nimmt der Bildsensor auf. Das Bild wird also heller. Bei Bildern mit langer Belichtungszeit wird alles, was sich bewegt und eine Lichtquelle besitzt, als „Linie“ abgebildet. Die Kamera hält die gesamte Bewegung des Motivs während der eingestellten Belichtungszeit fest. Das bewusste Einsetzen dieses Effekts kann ganz nett aussehen. Bei häufiger Verwendung von „Lichtspuren“ können die Bilder aber auch schnell langweilig wirken. Meiner Meinung nach wird das Bild vor allem dann als „nichts Besonderes“ wahrgenommen, wenn außer den „Lichtspuren“ nichts Anderes auf dem Bild zu sehen ist. Ich finde das Langzeitbelichtungen um einiges interessanter wirken, wenn neben den „sich bewegenden“ Objekten auch noch „sich nicht bewegende Dinge“ im Bild sind.

Ein gutes Negativbeispiel stellen Langzeitbelichtungen von Autobahnen dar, da es dort bauartbedingt selten einen weiteren Blickfang gibt. Beim ersten und zweiten Betrachten verfügt das Bild vielleicht noch über einen gewissen Reiz. Bei häufigeren Betrachtungen oder wenn in der Bildsammlung viele sehr ähnliche Aufnahmen sind, wird es aber langweilig

Beispielbidler Langzeitbelichtung Autobahn

Bild 1: f/11 | 54 Sek. | ISO 100 | 50mm
Bild 2: f/11 | 14 Sek. | ISO 100 | 36mm
Bild 3: f/8 | 1 Min 5 Sek. | ISO 100 | 18mm

Bei allen 3 Bildern ist auf dem Bild außer den Lichtspuren wenig zu sehen. Die Bilder werden schnell „langweilig“

Langzeitbelichtungen sind sinnvoll, wenn nicht genügend Lichtquellen vorhanden sind und das Bild zu dunkel werden würde. Für Langzeitbelichtungen ist ein Stativ zwingend notwendig. Bei sich schnell bewegenden Objekten muss eine „Langzeitbelichtung“ nicht immer Minuten dauern. Auch Bruchteile von Sekunden sind manchmal ausreichend, um interessante Effekte zu erhalten.

Um bei Langzeitbelichtungen das Verwackeln zu vermeiden, empfehle ich, zusätzlich zur Verwendung eines Stativs den Selbstauslöser der Kamera auf 2 Sekunden einzustellen. Bereits geringste Berührungen der Kamera während einer Langzeitbelichtung führen zum Verwackeln.

Die meisten Kameras erlauben eine maximale Belichtungszeit von 30 Sekunden. Belichtungen die länger als 30 Sekunden dauern sollen, sind nur mit einem Fernauslöser der sich verriegeln lässt möglich. „Verriegeln“ bedeutet, dass sich der Auslöseknopf des Fernauslösers feststellen lässt und somit quasi auf „Dauerauslösen“ eingestellt ist. Ein Fernauslöser (gibt’s mit Kabel [günstig] und mit Funk [nicht günstig]) ist ein Gerät, welches das Auslösen der Kamera ermöglicht ohne diese zu berühren. Um einen Fernauslöser sinnvoll zu verwenden, sollte man die Kamera auf den Belichtungsmodus „Bulp“ stellen. Meistens ist dieser Modus über die Wahl der Belichtungszeit einstellbar (…25 Sek., 30sek., Bulp). Wenn „Bulp“ eingestellt ist, belichtet die Kamera so lange wie der Auslöseknopf des Fernauslösers gedrückt wird.

Längere Belichtungszeiten führen jedoch eher zur Entstehung von Bildrauschen (abhängig von den anderen Einstellungen und dem Umgebungslicht), was sich aber nicht so schnell entwickelt wie bei der Verwendung von sehr hohen ISO Werten. Meiner Einschätzung nach wird’s mit dem Bildrauschen erst ab einer Belichtungszeit im (höheren) Minutenbereich kritisch.

Typische Aufnahmesituationen für Langzeitbelichtungen

Nachtaufnahmen von Stadt / Landschaftsmotiven: Dies ist relativ simpel und eigentlich auch selbsterklärend. Wenn zu wenig Licht vorhanden ist, die Kamera aufs Stativ stellen und die Belichtungszeit so lange wählen bis das Bild das gewünschte Aussehen hat.

Beispielbilder Langzeitbelichtung Landschaft

Bild 1: f/3,5 | 30 Sek. | ISO 200 | 18mm
Bild 2: f/8 | 4 Min 27 Sek. | ISO 200 | 18mm
Bild 3: f/7,1 | 6 Sek. | ISO 100 | 60mm

Feuerwerk fotografieren

Die Kamera sollte auf dem Stativ ungefähr so ausgerichtet werden, dass sie auf die eigentliche Explosion gerichtet ist. Idealerweise sollte man im Bulp Modus fotografieren, da sich so die Dauer der Belichtungszeit am einfachsten regulieren lässt. Dann sollte man den Fernauslöser so lange gedrückt halten, bis die Feuerwerksexplosion beendet ist. Ein Feuerwerk gut abzulichten, ist zugegeben ein wenig Glückssache. Ich finde es ist immer schön, wenn neben dem eigentlichen Feuerwerk auch noch ein bisschen was von der Landschaft / Umgebung zu sehen ist. Dann wirkt das Bild insgesamt besser.

Beispielbilder Langzeitbelichtung Feuerwerk

Bild 1: f/7,1 | 9 Sek. | ISO 100 | 55mm
Bild 2: f/7,1 | 1 Sek. | ISO 100 | 84mm
Bild 3: f/6,3 | 10 Sek. | ISO 100 | 55mm

Das mittlere Bild zeigt „nur“ ein Feuerwerk, ohne umgebende Landschaft und wirkt - daher meiner Meinung - nach nicht so gut

Volksfest („Dult“)

Besonders zu empfehlen ist das Fotografieren von Langzeitbelichtungen auf Volksfesten. Hier gibt es, dank der vielen Lichter und Fahrgeschäfte, zahlreiche Motive. Als „Bonus“ gibt es bei Volksfesten eigentlich immer auch ein Feuerwerk.

Beispielbilder Langzeitbelichtung Volksfest

Bild 1: f/22 | 15 Sek. | ISO 100 | 18mm
Bild 2: f/3,5 | 1/10 Sek. | ISO 100 | 18mm
Bild 3: f/22 | 30 Sek. | ISO 100 | 55mm

Auch Langzeitbelichtungen im Zehntelsekundenbereich können interessante Effekte ergeben (mittleres Bild)

„Lichtmalerei“

Unter „Lichtmalerei“ („light painting“) versteht man das Zeichnen mithilfe von Lichtquellen, wie z.B. Taschenlampen. Dazu wird die Kamera auf einem Stativ befestigt und eine möglichst lange Belichtungszeit gewählt. Idealerweise wird ein Fernauslöser (siehe „Verriegeln“ und „Bulp“) verwendet. Auch ist es hilfreich, wenn wenig Umgebungslicht vorhanden ist. Während die Kamera nun ein Bild aufnimmt, „zeichnet“ man mithilfe von Taschenlampen oder anderen Lichtquellen Formen und Figuren oder „malt“ die Landschaft an. Die Schwierigkeit besteht darin, sich zu merken, wo man schon etwas „gezeichnet“ hat. Wenn man etwas „schreiben“ möchte, muss man dies spiegelverkehrt tun. Wichtig ist dabei, dass man bedenkt, dass die Kamera jede Lichtbewegung aufzeichnet. Es sollte daher vermieden werden, sich selbst anzuleuchten. Auch sollte man die verwendete Lichtquelle ausschalten, wenn man mehrere Figuren zeichnen möchte. Besonders interessante Lichtquellen können Fackeln oder Sternwerfer sein.

Beispielbilder Langzeitbelichtung Lichtmalerei

Bild 1: f/6,3 | 2 Min 20 Sek. | ISO 100 | 33mm
Bild 2: f/18 | 45 Sek. | ISO 100 | 18mm
Bild 3: f/6,3 | 5 Min. 50 Sek. | ISO 100 | 55m 

Auch das „Zeichnen“ von relativ einfachen Figuren (Strichmännchen Bild 2) stellt eine Herausforderung dar. Ein Fernauslöser ist sehr hilfreich, da somit mehr als 30 Sekunden zum Zeichnen zur Verfügung stehen.

Scharfstellen bei Dunkelheit (Fokussieren)

An dieser Stelle ein allgemeiner Hinweis: Wenn das Objektiv auf „Autofokus“ gestellt ist, sollte man es vermeiden selbst am Fokusrad zu drehen. Dadurch beschädigt man den Motor des Autofokus. Bevor am Fokusrad gedreht wird („manuelles Fokussieren“), also immer den Autofokus deaktivieren. Bei teueren Objektiven mit Ultraschallmotor kann hingegen immer in den Fokus eingegriffen werden.

Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei Nachtaufnahmen / Langzeitbelichtungen ist das richtige Fokussieren („Scharfstellen“) des Motivs. Besonders bei Feuerwerken und Lichtmalereien ist dies eine Herausforderung, da man im Vorfeld schwer abschätzen kann, welcher Bildbereich scharf sein soll. Außerdem sieht man manchmal so gut wie nichts.

Eine Hilfe beim Fokussieren in Dunkelheit kann sein, dass man den ISO wert so hoch wie möglich einstellt (bei mir z.B. ISO 6400) und eine möglichst große Blendenöffnung (siehe nachfolgend „Blende“) wählt. Wenn die Kamera mit dem Autofokus das Bild fokussieren kann, sollte man den Autofokus auch nutzen. Ansonsten sollte man den Fokus manuell einstellen. Vor der eigentlichen Aufnahme empfiehlt es sich, mehrere Testbilder mit sehr stark erhöhtem ISO Wert anzufertigen. Eine weitere Hilfe kann der „Live View“ Modus sein. Dabei zeigt die Kamera das Sucherbild auf dem Display und berücksichtigt dabei die eingestellten Parameter. Wenn dann der Fokus gesetzt ist, ist es wichtig, den Autofokus wieder zu deaktivieren bzw. den Fokus auf manuell zu stellen. Sollte als Fokushilfe der ISO Wert erhöht worden sein, sollte man auch daran denken, diesen vor der eigentlichen Aufnahme wieder auf einen „normalen“ Wert einzustellen. Die Kamera sollte dann möglichst nicht mehr berührt werden, um den Fokus nicht versehentlich zu verstellen. Die hier genannten möglichen Hilfsmittel können eine Hilfe sein, aber wie so oft hilft eigentlich nur das Ausprobieren. Die längste Langzeitbelichtung, die ich bisher aufgenommen habe, hatte übrigens eine Belichtungszeit von über 7 Minuten …

Langzeitbelichtung - Scharfstellen bei dunklen Motiven

f/3,5 | 7 Min. 28 Sek. | ISO 400 | 18mm

Bei diesem Bild war das Fokussieren eine große Herausforderung, da so gut wie kein Umgebungslicht vorhanden war. „Hell“ ist das Bild nur durch die weit geöffnete Blende, die sehr lange Belichtungszeit und den erhöhten ISO Wert geworden.

Gastbeitrag von namenloser | Auf flickr besuchen